Uschi Kaiser, die Chefin des Rambacher Seminarhauses KuKKuK,
ist eine Frau mit bewegtem Leben, die aber mit dieser Einrichtung ganz bestimmt
ihre Berufung gefunden hat. Sie konnte soeben in ihrem wunderschön
ausgebauten Hof in der Ostpreußenstraße das zwanzigjährige
Bestehen feiern. Anfang Juni gab es ein großes Fest mit Weggefährten
und Kursteilnehmern, Dozenten, Freunden und Besuchern des KuKKuk.
Die Abkürzung bedeutet Werkstatt für Kunst und Kreativität,
Kommunikation und Kontemplation.
Uschi Kaisers Familie kam während des Krieges nach Wiesbaden. Mutter,
Großmutter und die kleine Uschi lebten damals in der
Niederwaldstraße, die Mutter hielt sie über Wasser mit Arbeit
bei der Sektfabrik Henkell. Uschi Kaiser, geprägt durch diese Erfahrungen,
wusste, dass sie keinesfalls einen Bürojob wollte - und auch keine
frühen Bindungen. Künstlerin wollte sie sein, die Welt sehen. Kein
einfaches Unterfangen für eine junge Frau in den fünfziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts. Obwohl ihr schon zu Schulzeiten zeichnerisches
Talent bescheinigt worden war.
Suche nach Brotberuf
Kunst galt als brotlos, also suchte
ich mir den nächstgelegenen Brotberuf, sagt Uschi Kaiser. Sie
ließ sich in Wiesbaden und Mainz an den Werkkunstschulen zur Grafikerin
ausbilden. Das Studium absolvierte sie zügig und mit guten Abschlussnoten,
fand gleich eine Anstellung in einem kleinen Atelier, gestaltete
Versandhauskataloge.
Eine Reise führte sie nach Schweden. Als ich dort ankam, fühlte
ich mich sofort zu Hause, schwärmt Uschi Kaiser, die dort Arbeit
in einer Buchbinderei fand. Sie lernte Schwedisch, war bereit, zu bleiben
- doch ihre Mutter bat sie zurückzukommen. Dort wartete wieder eine
eher langweilige Aufgabe auf die junge Grafikerin. Bei einer Elektrofirma
sollte sie technische Zeichnungen anfertigen.
Kurz danach kam Uschi Kaiser zur Porzellanfirma Rosenthal in Selb. Das
war dann eine tolle Zeit, erinnert sie sich an inspirierende Begegnungen
mit skandinavischen Designern und Künstlern. Es folgte eine Messebaufirma,
Uschi Kaiser lernte dazu, reiste - und verdiente viel Geld.
Irgendwann reichte es mir mit der
Werbe- und Grafikbranche. Sie wollte Kunsterzieherin werden, musste
dafür aber erst einmal das Abitur nachholen. In den bewegten 68er Jahren
besuchte sie das Abendgymnasium. Und sie begann zu reiten, besaß bald
ein eigenes Pferd und wollte ein Haus mit Stall. Das fand sie in Rambach
- wo sie heute noch lebt.
Als ich das alte Haus sah, wusste ich sofort, das ist es, sagt
Uschi Kaiser. Sie zog mitsamt dem Pferd und anderen Tieren ein, heiratete,
ein Sohn wurde geboren. Doch die Ehe fand einige Jahre später ein
Ende.
Uschi Kaisers Tatendrang war jedoch
ungebrochen, sie reiste, fand in Nepal Zugang zur spirituellen Seite des
Lebens, interessierte sich für Traumdeutung und Reinkarnation und widmete
sich verstärkt der Malerei, wobei sie zunächst noch eine Halbtagsstelle
in der Werbeabteilung einer Bausparkasse
hatte.
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