Einweiungsfeier 1880

a
Es mutet fast wie eine Ironie des Schicksals an, dass neunzehn Jahre zuvor die vom "Taunus-Club. Section Wiesbaden" ausgerichtete Einweihungsfeierlichkeit des zwanzig Meter hohen Holzturms am 6, Juni ebenfalls von widrigem Wetter heimgesucht wurde. Die "Wiesbadener Montags-Zeitung" begann ihren Bericht mit dem Satz: "Die Einweihung des Aussichtsturmes auf dem Kellerskopf fand verflossenen Sonntag bei strömendem Regen in programmmäßiger Weise statt, so dass das Fest fast schon eine Einweichung zu nennen war". Der "Rheinische Kurier" berichtete ähnlich: "Wieder einmal ein frohes Fest verregnet" Der anfänglich feine Staubregen habe sich zu einem Landregen ausgewachsen, der "jeder Aussicht auf ein im Freien abzuhaltendes Fest sowie den Fernaussichten ein Ende" bereitet habe. Die circa achtzig Festteilnehmer hätten bemerkenswerterweise den widrigen Witterungsbedingungen getrotzt und sich bei Wind und Regen unter den Klängen der Rambacher Kapelle um 14 Uhr von dem durch Ehrenpforte und Laubgewinde prächtig geschmückten Dorf Naurod aus nach dem Berggipfel in Bewegung gesetzt "nachdem man mit Todesverachtung die Schirme aufgeklappt hatte. Oben angelangt, wurde das vollständige Programm durchgeführt, der Festhl4nnus gesungen, die Festredengehalten. Begeistert wurden bei jedem Hoch die Hüte unter dem Schirmdache geschwungen". Nach Beendigung der Festreden hätten sich die entnervten Teilnehmer aber dann doch auf dem schnellsten Weg wieder hinunter in die in Schlammbäche verwandelten Straßen Naurods begeben. Dort angekommen, hätten sie die Hoffnung auf ein Fest in der nächsten Zeit - aber bei heiterem Himmel - nicht aufgegeben.

Quelle: Wiesbadener Kurier Yurhöven 2015