Waldkonzept sorgt in Rambach für hitzige Debatten

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Kahl statt grün:
Bedingt durch Klimaveränderungen und Schädlingsbefall wurde im Taunus bei Schmitten in den vergangenen Jahren ein Großteil des Fichtenbestandes gerodet.

Die Wiesbadener Stadtverwaltung will größere Lücken im Wald vermeiden. Der Weg dorthin stößt im Ortsbeirat Rambach und bei den Jägern auf Kritik.

Durchaus zugespitzt verlief die Sitzung des Rambacher Ortsbeirats, zentrale Themen waren das „Konzept für die Jagd im Wiesbadener Stadtwald in Zeiten des Klimawandels“ und das geplante Rückhaltebecken zum Hochwasserschutz „Im langen Garten“. In der Bürgerfragestunde kam die Verkehrssituation im Ort zur Sprache: Gefährdungen durch Raser wurden ebenso thematisiert wie der ruhende Verkehr. Eine Dame monierte, dass zu viele Autos auf der Straße stünden, weil Hausbesitzer ihre Garagen als Abstellkammer nutzten. So käme es immer wieder zu Engpässen. Ortsvorsteher Jürgen Nesselberger (Grüne) nahm die Anmerkungen auf.

Soll das Wild ausgerottet werden?
Nachdem auf der letzten Sitzung Vertreter der Jägerschaft heftige Kritik am „Konzept für die Jagd im Wiesbadener Stadtwald in Zeiten des Klimawandels“ geübt hatten, waren nun die Förster Matthias Lemcke (Revierförsterei Platte) und Christoph Kuska (Revierförsterei Rambach) zu Gast, um ihr Konzept zu erläutern. „Seit 2018 ist der Klimawandel da,“ konstatierte Lemcke. Die Hitzeperioden und Trockenphasen hätten massive Schäden angerichtet. Lemcke präsentierte Fotos abgestorbener Fichten aus dem Wiesbadener Stadtwald, welche beklommen machen. In Wiesbaden, erklärte Lemcke, sei die Lage noch nicht eskaliert, weil nur zehn Prozent der Bäume in Stadtwald Fichten seien; in Taunusstein und Raunheim verhalte es sich dramatischer: „Die haben da bald keinen Wald mehr.“ Der Wald, so Lemcke, habe der mannigfaltige Funktionen: Er biete Erholungsraum, sorge für Frischluft und bilde einen wichtigen Wasserspeicher, was wesentlich zur besonderen Lebensqualität in Wiesbaden beitrage. Die Forstwirtschaft spiele gewiss eine Rolle. Man müsse handeln und sei in der Lage, die Dinge genau zu analysieren: Die Abschusshöhe beim Wild könne auf Grundlage der festgestellten Schäden durch Verbiss festgelegt werden. Zweck der Jagd sei es, den Wald zu erhalten. Durch den Wegfall von Prädatoren wie Wolf oder Luchs breite sich das Wild ungehindert aus. Gundula Freitag-Guse und Manfred Schmidt (beide SPD) griffen Vorwürfe aus der Jägerschaft auf und kritisierten die Informationspolitik von Stadt und Förstern scharf: Man habe versucht, den Rambacher Ortsbeirat zu übergehen; „wir sind kein Abnickverein“, sagte Schmidt mit Nachdruck. Freitag-Guse äußerte die von den Jägern geteilte Befürchtung, Rot- und Rehwild sollten ausgerottet werden. Das sei nicht der Fall, erwiderten Lemcke und Kuska, und es sei auch gar nicht möglich; ebenso wenig treffe es zu, dass Wildschweine nicht mehr bejagt werden sollten. Den Vorwurf, dass die Jägerschaft nicht ausreichend in das Konzept zum Waldschutz eingebunden gewesen sei, konterten Kuska und Lemcke damit, dass man oft auf die Jäger zugegangen sei, diese sich aber als nicht konstruktiv erwiesen hätten. Auf Anregung Jürgen Gebhardts (CDU) wurde das Konzept gegen die Neinstimmen der SPD zur Kenntnis genommen.

Evi Steinmetz vom Umweltamt präsentierte den Sachstand zum geplanten Rückhaltebecken: Man rechne mit einem Baubeginn im Frühjahr 2026 und einer Fertigstellung im zweiten Quartal 2027. Sie appellierte an alle Hauseigentümer, Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergreifen und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Laut Karsten Schütze vom Sportamt wird der Umbau des Rambacher Sportplatzes erst kommendes Jahr vollendet sein.

Quelle: Wiesbadener Kurier vom 06.09.2024 (von: Manuel Wenda )