Vor 50 Jahren gründete Dr. Sybille
Dobrunz-Mielke ihre Zahnarztpraxis in dem Wiesbadener Stadtteil.
Nun ist sie in den Ruhestand getreten und hat ihre Praxis
übergeben.
Eigentlich wollte sie nach dem Abitur
an der Elly-Heuss-Schule Kunst studieren, doch ihr Vater Dr. Ernst Mielke
riet ihr zum Studium der Zahnmedizin. Und so kam es dann auch. Genau 50 Jahre
lang hat sich Sybille Dobrunz-Mielke um die Zähne der Rambacher (und
vieler anderer) gekümmert, doch nun ist Schluss: Mit 78 Jahren ist sie
in Ruhestand gegangen und blickt zurück.
Vater riet ihr zum
Zahnmedizinstudium
Ich hing sehr an meinem Vater,
erzählt sie, er war Allgemeinmediziner, hatte in den 40er Jahren in
Rambach seine Heimat gefunden, war Arzt mit Leib und Seele und rund um die
Uhr für seine Patienten da. Bis zu seinem plötzlichen Tod 1973.
Ein Jahr später eröffnete sie ihre Zahnarztpraxis, studiert und
promoviert hatte sie an der Mainzer Uni und war bereits mit 24 Jahren
fertig, trotz vieler Nebenjobs. Mein Vater kannte mich gut, er wusste,
dass ich gut mit Menschen umgehen konnte und gern mit den Händen arbeitete,
schon als Kind hab ich viel gepiddelt also lag er richtig mit seinem
Berufsvorschlag. Und ich hab es nie bereut.
Anfangs in der Mühlradgasse,
unterstützt von Mutter und Schwester, zog sie 1984 in die Niedernhausener
Straße. Und betreute dort mit ihrem bewährten Team in sehr
persönlicher Atmosphäre zuletzt bereits die vierte Patientengeneration.
Die Beliebtheit des Vaters hat sich auf sie übertragen, mit vielen ist
sie per Du oder wird mit Frau Doktor Sybille angesprochen, Blumen,
Geschenke, Briefe zum Abschied türmen sich in der Praxis.
Die Angst vorm Zahnarzt hat sie vor allem
vielen Kindern genommen und schon früh eine Patenschaft für den
Rambacher Kindergarten übernommen. Löchrige Zähne hatten die
meisten, mit Tante Gerda kamen sie in kleinen Gruppen und durften
selbst mit den Instrumenten üben. Diese Patenschaft hat sie nun gleichzeitig
mit ihrer Zulassung abgegeben schweren Herzens, aber sie weiß
ihre Praxis und den Kindergarten bei der Zahnärztin Katrin Habel in
guten Händen: Seit vier Jahren ist die Sonnenbergerin in der Praxis
angestellt und hat nun zum 1. Juli übernommen.
Nun hat Dobrunz-Mielke mehr Zeit für
ihre vielfältigen Aktivitäten: 1. Vorsitzende der Rambacher
Sängervereinigung 1862, der von ihr 1998 gegründete, gemischte
Chor Five Seasons (sie singt Alt), Mitglied der Theatergesellschaft
Lohengriner (nein, auf der Bühne steht sie nicht) und ehrenamtliche
Mitarbeit beim Verein Curandum zur Gesundheitsversorgung im
Wiesbadener Osten.
Und dann ist da die Stiftung, die sie
2021 gegründet hat, in die nach ihrem Tod ihr Vermögen fließen
wird, um das Kultur- und Vereinsleben im Ort zu stärken. Und ein Haus
der Vereine zu schaffen. Mit der Ex-Ortsvorsteherin Erika Nissen ist sie
bereits in Gesprächen mit der Stadt, um Mittel und Wege der Vorfinanzierung
zu finden. Rambach ist mein Zuhause, ich möchte dem Ort etwas
zurückgeben, sagt sie und ihre blauen Augen leuchten.
Und nun? Theater, Kunst, Katzen,
Italien, vor allem Venedig langweilig wird es Frau Dr.
Sybille garantiert nicht werden. |