Trimm dich fit durch Sport
hieß die Devise, die vom Deutschen Sportbund Anfang der 70er Jahre
propagiert wurde. Ein Maskottchen namens Trimmi begleitete die
Kampagne und ebenso eine kleine fröhliche Melodie. Das Ziel war damals
schon das gleiche wie das der späteren Aktion Deutschland bewegt
sich. Die Menschen sollten und sollen fitter werden. Untersuchungen
hatten nämlich deutlich gezeigt, dass mit dem Wirtschaftswunder auch
die sogenannten Zivilisationskrankheiten Übergewicht, Herzinfarkte und
Kreislauferkrankungen dramatisch zugenommen hatten.
In vielen Gemeinden entstanden
Trimm-dich-Pfade. Auch in Wiesbaden gab es gleich an mehreren Stellen die
Möglichkeit, durch den Wald zu laufen und an vorgegeben und ausgeschilderten
Stationen seine sportlichen Übungen zu machen.
Für Freizeitläufer und
Ambitionierte
Übrig geblieben ist allein der Rambacher
Waldsportpfad. Er war auch der erste seiner Art in der Landeshauptstadt.
Oberbürgermeister Rudi Schmitt eröffnete ihn am 25. Mai 1971 mit
den Worten: Mögen Wiesbadens Bürger recht häufig von
diesem Waldsportpfad Gebrauch machen. Und das taten sie auch. Die
Freizeitläufer ebenso wie die sportlich Ambitionierteren.
1971, das schreibt eine Rambacher Quelle,
habe die Realisierung des Trimmpfades 4000 Mark für das Material gekostet.
600 Arbeitsstunden seien dafür ehrenamtlich von Mitarbeitern des Sportamtes
geleistet worden, um die Kosten für die Einrichtung des Trimmpfades
niedrig zu halten.
48 Jahre später standen 35 000 Euro
zu Buche, die das Grünflächenamt 2019 für die Sanierung des
Trimm-dich-Pfads ausgegeben hat. 2000 Euro steuerte der Ortsbeirat Rambach
bei. Bei der Umsetzung haben die Mitarbeiter der Revierförsterei Frauenstein
tatkräftig mit angepackt, da die Revierförsterei Rambach über
keine eigenen Waldarbeiter verfügt.
Wichtig war und ist, 1971 wie 2021, die
Möglichkeit zur Bewegung: Niederschwellig, ohne Mitgliedschaft und zeitlich
unabhängig kann dort jede und jeder kostenfrei die Strecke zum Laufen
nutzen.
3,7 Kilometer ist der Waldsportpfad lang
und führt in einer großen Runde mit Steigungen und Gefälle
vom Sportplatz an der Trompeterstraße über das Goldsteintal und
zurück. Berührung mit Autoverkehr gibt es nur auf einem ganz kurzen
Abschnitt unten im Goldsteintal. Danach muss man sich den Weg nur wieder
mit Spaziergängern, Läufern, Nordic Walkern oder Radfahrern teilen.
Zahlreiche Wege kreuzen den Laufpfad oder zweigen von ihm ab und garantieren
so auch häufigeren Besuchern neue Alternativen, auch wenn dann die Nutzung
der Stationen nicht immer vollzählig gelingen kann.
Dort wo vor 50 Jahren im Outfit des
Trimm-Maskottchens Trimmi in schwarzer Sporthose und Baumwollleibchen
oder an kälteren Tagen in den Jahren vor dem Aufstieg der Jogginghose
im engbeinigen Trainingsanzug die Runden durch den Wald gedreht wurden, sind
die Läufer heute eher in bunten Funktionstextilien unterwegs. Und auch
bei den Sportschuhmodellen liegen zwischen den Modellen aus den 70ern und
den heutigen Welten in puncto Komfort und Design.
Geblieben ist das Streckenprofil des
Waldsportpfades: Mit rund 230 Höhenmetern findet sich im Goldsteintal
die tiefste Stelle, fast 320 Meter hoch befinden sich die Läufer in
der Nähe der Rambacher Hütte.
Aber noch etwas ist mittlerweile anders:
Seit der Erneuerung des Waldsportpfades vor zwei Jahren wurde die Laufrichtung
geändert. Vom Parkplatz am Sportplatz aus geht es nicht mehr links bergab,
sondern rechts bergauf in die Laufstrecke hinein.
Statt 20 Trimmstationen mit türkisblauen
Hinweisschildern sind es jetzt nur noch elf Stationen, ausgewiesen auf hellem
Grund. Und auch nach zwei Jahren machen alle Stationen noch einen gepflegten
und einladenden Eindruck. Nach dem Aufwärmen kann man Kraft, Ausdauer
und Koordination auf dem Pfad schulen, angepasst an moderne Erkenntnisse
der Physiotherapie und der Bewegungsabläufe. Für die Anzahl der
Wiederholungen gibt es Vorschläge für Anfänger und für
Sportler sowie Gerätealternativen für größere und kleinere,
kräftigere und weniger kräftigere Menschen. Aber natürlich
ist alles freiwillig: die Laufrichtung ebenso, wie die Nutzung der Stationen.
Bei Station 7 bieten sich die Stammstücke, auf denen man die Beine dehnen
soll, auch bestens für eine kleine Sitz-Pause an, denn im Rambacher
Wald ist es gerade jetzt besonders schön. Das frische Grün der
Buchen entlang der Strecke leuchtet und lädt förmlich zu einer
Laufrunde ein. |