Keine Katholische Kirche mehr in Rambach

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Das Bistum hat das Gebäude aus Kostengründen an den Deutschen Alpenverein Wiesbaden abgegeben.
Beim Übergabegottesdienst schwingen Trauer und Verlust mit, aber auch Hoffnung.

„Wenn wir diese Kirche schon loslassen müssen, sind wir froh, sie an euch übergeben zu können“, so wandte sich Pfarrer Frank Schindling direkt an Uwe Goerttler, den Vorsitzenden der Wiesbadener Sektion des Deutschen Alpenvereins. Es war eine Feier mit Wehmut, aber ebenso mit einem vertrauensvollen Ausblick in die Zukunft: St. Johannes in der Straße In der Lach ist keine Kirche mehr. Mit Generalvikar Wolfgang Rösch zelebrierte Frank Schindling den Profanierungs- und Übergabegottesdienst.

Das Bistum Limburg kann den Unterhalt der Kirche seit längerer Zeit nicht mehr stemmen, 2007 wurde der Förderverein St. Johannes gegründet, der für den Erhalt des Gotteshauses kämpfte. Da es immer weniger genutzt wurde, entschloss sich die Pfarrei St. Birgid zum Verkauf. Mit dem Alpenverein wurde ein Käufer gefunden, der die Würde des Orts bewahren will und das Gebäude für Rambacher Vereine offenhalten möchte.

Das Gebäude sei, so Rösch, in den 1960er Jahren mit viel „Pioniergeist“ entstanden; eine katholische Kirche in dem ganz evangelischen Rambach. Nun lebe man in Zeiten eines Umbruchs, der Sorge bereite. Rösch hob hervor, dass es indes auch Grund zur Zuversicht gebe. Der Glaube sei nicht an ein Gebäude gebunden.

Schindling dankte dem Förderverein. Dessen Vorsitzende Gundula Freitag-Guse sagte im Abschiedsgebet, dass „die Abgabe dieser Kirche ein großer Verlust“ sei, es sei dabei ein „Trost“, dass in den Mauern Gemeinschaft erfahrbar bleibe.

Goerttler freute sich über die freundliche Aufnahme durch die Gemeinde und zitierte Hermann Hesses berühmte Zeile „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ aus dem Gedicht „Stufen“.

„Wir haben hier Ökumene gelebt“, sagte Freitag-Guse und appellierte an das Bistum, das Angebot anzunehmen, katholische Gottesdienste in der evangelischen Kirche in Rambach zu feiern. Diese Praxis bestand bereits bis zum Bau von St. Johannes.

Rösch schlug einen Bogen zu seiner Studienzeit, in welcher er einem evangelischen Bibelkreis angehört habe, mit dem er zu Bergwanderungen gereist sei. Er verlas die Entscheidung zur Profanierung. Es folgte eine Prozession vor die Kirche, wo drei Alphornbläser des Alpenvereins den Neubeginn umrahmten.

Quelle: Wiesbadener Kurier vom 01.01.2021 (von: Manuel Wanda)