Es war etwa 23:45 Uhr, als ich
plötzlich dumpfes Aufschlagen schwerer Gegenstände
hörte und dadurch aus dem Schlaf erwachte. Es war mir sofort klar, dass
aus Richtung
Sonnenberg Bomben fielen. Fast jede Nacht vorher hatten wir Alarm gehabt.
Wir begaben uns, so schnell es ging, von unserer Dachwohnung in unseren eigenen
Keller,
der wenigstens halb unter der Erde befindlich offiziell als
Hauptluftschutzraum deklariert war.
Dort befanden sich schon die ins Pfarrhaus eingewiesenen Flüchtlinge.
Ich kniete mich
an der Innenwand des Kellers, instinktive den Kopf unter einem Stuhlsitz
geborgen, nieder.
Nach wenigen Minuten stürzte das Pfarrhaus mit einem mir heute noch
Schrecken erregenden
dumpfen Krachen über uns zusammen und begrub uns in einer dunklen
Höhle. Ich hatte
nur noch soviel Luft, wie mir der Hohlraum unter dem Stuhlsitz freigab, mein
übriger Körper
war etwa 20 Zentimeter hoch mit Schutt und Mörtel bedeckt. Mein Mann
lag neben mir und
schaufelte den Schutt von meinem Körper weg, bis ich mich selbst bewegen
konnte.
Dann gab es erneut einen Aufschlag. Eine Mine war vor dem Pfarrhaus auf den
Asphalt der
Ostpreußenstraße aufgeschlagen. Einer der Splitter rettete uns
das Leben.
Er zerschlug die über der Erde liegende Wand und so konnten wir aus
dem Haus entkommen.
Text:Anneliese Conradi
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